Angehörige von Sterbenden begleiten
Studien nach Umfragen ergeben, dass Angehörige von Schwerstkranken oft eine deutlich geringere Lebensqualität spüren, als die Erkrankten selbst. (*1). Daher begleiten wir oft mehr die Angehörigen, damit diese wieder Luft schöpfen können.
Ein Beispiel sagt hier mehr als viele Worte
„Ich bin schon lange wach, konnte nicht schlafen, du warst nicht da…“ – „Entschuldige, aber ich musste noch die Wäsche machen.“ – „Du immer mit deiner Wäsche…“ – „Ich weiß gar nicht, was du hast, ich tue doch alles für dich!“ – „Aber du hast nie Zeit für mich!“ (*2)
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Wünsche der Angehörigen und der Kranken:
Mehr Zeit für mich
Mehr Zeit für dich
Mehr Zeit für uns
Wenn Kinder oder Jugendliche in die Pflege mit eingebunden sind
Bringen sich Ihre Kinder in die Pflege mit ein und sie sind sich nicht sicher, ob diese vielleicht zu stark belastet werden – aber es geht doch nicht anders?
Wäscht du Mama, weil sie zu schwach dazu ist und keine fremde Person zum Waschen haben will? Oder betreust du Opa, der wegen seiner Demenz nicht mehr allein bleiben kann? Das sind wichtige und wertvolle Aufgaben – wenn du auch genug Zeit für dich hast und Erwachsene in der Nähe sind, die auch auf dich achten.
Habt ihr das Gefühl „Es gibt keine andere Lösung“, aber ihr seid sehr belastet und würdet gerne mal über diese Situation sprechen? Dann wendet euch auch gerne an die anonyme Onlineberatung www.echt-unersetzlich.de . Hier erhalten Kinder, Jugendliche, Eltern und andere erwachsene Begleitpersonen fachliche und einfühlsame Unterstützung.
* Auch das Pflegenottelefon ist 24/7 erreichbar und steht jungen Pflegenden ebenso zur Verfügung, wie Erwachsenen – anonym, kompetent und einfühlsam
Was können Angehörige eines schwerkranken Menschen selbst tun, um sich vor Überforderung zu schützen?
- Sich bewußt machen, dass Aufopferung niemandem hilft und eine große Gefahr für die Beziehung und für die eigene Gesundheit darstellt.
- Sich über die eigene Rolle Gedanken machen: Will ich wirklich in dieser Beziehung hauptsächlich PflegerIn/ VersorgerIn sein? Wie kann ich Ehefrau/Ehemann/(erwachsenes) Kind/FreundIn bleiben? (Informationen zu Entlastung über den Pflegestützpunkt für den Kreis Pinneberg: Tel. 04101 555464) https://www.pflegestuetzpunkt-pinneberg.de/
- Bisherige Hobbys und Kontakte zu Freunden erhalten (zT.auch über Videokontakt möglich).
- Freunde und Verwandte einladen und dann nicht (auch noch) GastgeberIn sein wollen, sondern diese Zeit als Auszeit nutzen.
- Offen gegenüber dem/der Kranken sein: „Wenn ich immer zu Hause bin, haben wir beide bald gar keine Themen mehr von draußen.“
- Hospizbegleitung anfragen (04101 8565510 oder 04103 – 12 43 58)
- Rechtzeitige Anmeldung in einem stationären Hospiz (die Registrierung auf der Warteliste verpflichtet zu nichts)
- Psycho(onko)logische Unterstützung suchen zB. unter: http://www.krebsberatung-pinneberg.de
Wie können Verwandte und Freunde helfen?
- Besuch anbieten und leckere Kleinigkeiten mitbringen oder (eingefrorene) Mahlzeiten zur Entlastung in der Hausarbeit
- Zeit anbieten um bei der/dem Kranken zu bleiben (vielleicht Buch oder Spiel mitbringen um Themen für Gespräch, oder Selbstbeschäftigung zu haben), oder
- Wenn möglich regelmäßige Zeiten für konkrete Unterstützung anbieten (zB. einmal wöchentlich die Wäsche mitnehmen und waschen)
- Wenn möglich gemeinsamen Ausflug anbieten (an vielen Stränden gibt es zB. leihweise Rollstühle für den Strand zB. unter https://www.die-nordsee.de/barrierefreie-strandzugaenge)
- Tipps vom Hospizdienst erfragen
Und keine Angst: Sie dürfen Themen „von außen“ gerne mitbringen. Auch Lachen ist nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht. Wer reden und denken kann, mag nicht nur traurige Gesichter um sich sehen, sondern als lebendiger Mensch wahrgenommen und behandelt werden!
Und hier noch ein paar hilfreiche Tips für Gespräche mit Betroffenen.
*1: Quelle unter anderem: Köhler N et al. Gesundheitsbezogene Lebensqualität und Pfl egebelastung … Psychother Psych Med 2012; 62: 157–162
*2: aus: Mein Partner ist krank – und wo bleibe ich?, S. Krejsa, J.-H. Jacke, 2. Auflage 2009
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